Nach dem Eklat im letzten Kulturausschuss am 14.12.2023 (die CDU verweigerte sich Raubkunst des begeisterten Nazi Paetow ausfindig zu machen – siehe auch NW – Verdachtsmomente für Raubkunst…) fordert KOMPASS von CDU-Ratsherr Klaus Peter Schumann den Rücktritt als Stadtheimatpfleger und die Rückgabe seines Ratsmandates.
Herr Klaus Peter Schumann und die CDU Bad Oeynhausen hatten je bereits schon in der Kulturausschussitzung im vergangenen März (siehe Bad Oeynhausener CDU rechtskonservativ und geschichtsvergessen?) ihr wahres Gesicht* gezeigt, welches bei der AfD auf fruchtbaren Boden trifft!
Herr Schumann versucht das menschenverachtende Treiben von Nazi Paetow damit zu entschuldigen das es ja stadtbekannt gewesen sein soll.
Des weiteren stände es der CDU gut zu Gesicht, wenn Bürgermeister Lars Bökenkröger die Mitglieder des Kulturausschusses, der heimischen CDU, dazu bewegen könnte, sich bei allen Opfern des Leichenfledderers Paetow öffentlich zu entschuldigen.
Hierzu gab es in der Neuen Westfälischen vom 30.12.2023 einen treffenden Kommentar von Thorsten Gödecker.
„Täter müssen bedeutsam sein, so könnte man die Quintessenz der Ausführungen von CDU-Ratsherr Klaus Peter Schumann im Kulturausschuss benennen. Und für bedeutsam hält der Stadtheimatpfleger den Hitler-Verehrer und Gründer des Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseums, Karl Paetow, offenbar nicht. Und so schickt sich die christlich-demokratische Union der Kurstadt mal wieder an, die Schuld der Täter zu relativieren und die Opfer auszublenden.
Dabei dürfte es nicht um den begeisterten Nazi Paetow gehen, dessen menschenverachtendes Tun laut Schumann stadtbekannt gewesen sei, es müsste um die Rechte der Opfer gehen, die in die Hölle deportiert wurden, damit Paetow und Seinesgleichen die lebenden Leichen fleddern konnten, es müsste um die Opfer des Menschheitsverbrechens, das Männer wie Karl Paetow in ihrem Rassenwahn erst möglich gemacht haben, gehen, es müsste um die „Banalität des Bösen“ und auch um jene gehen, die das ungesühnte Böse in Frieden ruhen lassen wollen. Jetzt, wo wieder Faschisten in deutschen Parlamenten sitzen und Christdemokraten sich ihrer Sprache bedienen, geht es um das „Nie wieder!“ – um die eigentliche deutsche Staatsräson – auch in Bad Oeynhausen.
Doch in der Kurstadt ist es vor allem die CDU, deren Vertreter das alles wohl wissen, aber wiederholt nicht thematisieren wollen. Als Argument gegen die Provenienzforschung vorzubringen, man habe Karl Paetow in der Vergangenheit unbehelligt seine braunen Pfade austreten lassen, mutet paradox an, denn – wenn das stimmt – dann ist für die heimische Union Verdrängung Programm. Verteufelt werden dann nicht die Täter, sondern die, die öffentlich machen, was sie ihren Opfern angetan haben, und dass sich (fast) niemand dafür interessierte.
Obszön ist es, das Recht der Opfer und ihrer Nachkommen mit Verweis auf die schwierige Haushaltslage zu beugen. In der Stadt der grau gepflasterten Fußgängerzone hat sich noch niemand darum geschert, wofür Steuergeld verschleudert wird, wenn es nicht aus der eigenen Geldbörse zu berappen ist. Es gibt zig Belege dafür, dass die Stadtplanung in Bad Oeynhausen sich einzig und allein der Existenz von Fördermitteln verdankt: Gebaut wird, wofür es Zuschüsse gibt.
Der Subtext dieser Argumente ist altbekannt: Lasst uns endlich mit der Nazi-Zeit in Ruhe! Und auf erschreckende Art mehren sich die Indizien dafür, dass diese Haltung in der heimischen CDU eine Hochzeit hat. Schon als es darum ging, den Historiker Norbert Sarhage für ein paar Euro damit zu beauftragen, sich Paetows Vergangenheit anzugucken, war es das Klaus Peter Schumann nicht wert. Regelrecht peinlich wurde es, als die Union versuchte, das Nazi-Opfer und Bad Oeynhausens ersten Nachkriegsbürgermeister Walter Kronheim möglichst so zu würdigen, dass es niemandem auffällt. Sein Name ziert konsequenterweise eine Straße ohne Anlieger.
Bald werden die letzten Zeitzeugen gestorben sein und dann wird diese Form der Ignoranz gegenüber einer unaussprechlichen Vergangenheit nicht für Normalität, sondern für neuen Schrecken sorgen. Auch die heimischen Christdemokraten sollten sich die blauen Balken in den Umfragen ganz genau angucken und sich fragen, ob sie wirklich zum Steigbügelhalter der geistigen Erben eines Karl Paetow werden wollen. Ihre ach so massiven Brandmauern zumindest bröckeln auch in der Provinz mit einer Geschwindigkeit, die vermuten lasst, dass diese CDU tatsächlich glaubt, sie habe die Vergangenheit bewältigt. Diesen Irrtum wird auch die von der CDU mal wieder geforderte „Leitkultur“ nicht korrigieren können.
Nein, die CDU wird nicht von die Nazi-Keule schwingenden Moralaposteln gegängelt, sondern konfrontiert mit einer Verdrängungsgeschichte, für die diese Partei ein gerüttelt’ Maß an Verantwortung trägt. Und der sollten sich die Mitglieder und Mandatsträger dieser Partei bewusst sein. Stattdessen halten sie es in Bad Oeynhausen für „Verantwortung“, wenn man sich der Suche nach Raubkunst mit dem Argument verweigert, man wolle mit diesem „Bohei“ nicht den Bundeshaushalt belasten. Und wenn man wirklich gewusst hat, welch Geistes Kind der Museumsgründer gewesen ist, warum durfte er dann in Bad Oeynhausen tätig werden, und warum hat man sich bis heute nicht mit seiner zumindest verdächtigen Sammlung beschäftigt? Die Antworten auf diese Fragen dürften weit relevanter sein als die nach dem Bundeshaushalt, in dem die für die Provenienzforschung in Bad Oeynhausen zur Debatte stehenden 200.000 Euro satte 0,00004 Prozent ausmachen. Und die sind noch bedeutungsloser als Karl Paetow.“
Thorsten Gödecker – Neue Westfälische vom 30.12.2023 – Bröckelnde Brandmauer (Paywall)
Dem ist nichts hinzuzufügen!
*Update 02.02.2024 – Auf Wunsch von Mitgliedern der CDU Bad Oeynhausen haben wir den Text geändert und die Bezeichnung als „hässliche Fratze“ entfernt.
Inhaltlich ändert sich jedoch nichts am Kontext der Aussage.